Filmkritik: Ex Machina

Alex Garland hat zweifelsohne eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Als Romanautor lieferte er die Vorlage zu Danny Boyles The Beach, für dessen 28 Days Later und Sunshine schrieb er daraufhin die Drehbücher. Sein Hang zur Science Fiction wurde mit den Skripts zu Alles, was wir geben mussten und Dredd manifestiert. Nun, mit Ex Machina, gibt der 45-jährige Brite endlich sein überfälliges Regiedebüt. Und das hat es in sich. Denn der äußerst smarte Film über zwei Männer, die den Turing-Test mit einer selbstentwickelten Künstlichen Intelligenz in Gestalt einer jungen Frau machen wollen, bietet Filmvergnügen auf sehr hohem, anspruchsvollem Niveau - und ist dennoch mehr als unterhaltsam.

Domhnall Gleeson (Alles eine Frage der Zeit) spielt den jungen Informatiker Caleb, der bei einer betriebsinternen Lotterie einen einwöchigen Trip in das abseits in der Natur gelegene, geheime Labor seines Chefs (Oscar Isaac, Inside Llewyn Davis) gewinnt und dort erfährt, dass dieser eine Künstliche Intelligenz erschaffen hat. Die Roboterdame Ava (Alicia Vikander, Die Königin und der Leibarzt) ist jung, extrem klug und vor allem: wunderschön. Im Verlauf der Woche entdeckt Caleb nach und nach einige dunkle Geheimnisse und beginnt, sich zu Ava mehr und mehr hingezogen zu fühlen. Eine technologisch-dramatische Ménage-à-trois beginnt, die unaufhaltsam ins Verderben der Beteiligten führt.

Garlands Drehbuch ist geradezu meisterlich strukturiert. Beginnt der Film als nerdiger SciFi, zwei Technik-Freaks, die sich wie kleine Kinder über ihr Schaffen erfreuen, entwickelt sich die Geschichte schon bald zu einem futuristischen Liebesdrama, um dann in einem psychologisch-soziologischen Geflecht aus Ethik- und Hitchcockthriller zu enden. Dabei bekommt hier wirklich jeder etwas für den persönlichen Eigenbedarf: Die Animationen der Roboter und deren Design sind exzellent, die Dialoge sitzen ausnahmslos, sind ein regelrechter Schlagabtausch und - vor allem dank Oscar Isaac - auch unglaublich lustig. Überhaupt ist der Film überraschend humorvoll, stellenweise geradezu saukomisch. Und dann gibt es sogleich schon wieder die feinfühligen Momente, in denen es um die ethische Frage nach dem Existenzrecht der Roboter geht. Wenn Ava fragt, ob sie zerstört wird - und warum - fühlt man regelrecht die Emotionen der Maschine. Das wiederum ist der starken Leistung der bildschönen Alicia Vikander zu verdanken, die hier voller Esprit und Charme ihr ganzes schauspielerisches Talent auspackt.

Ex Machina ist lustig, spannend, emotional, innovativ, technisch ein Hingucker, schauspielerisch durch ein hervorragendes Trio getragen und musikalisch hypnotisierend und packend untermalt. Garlands Film will viel - und ist am Ende noch mehr; Was Duncan Jones' Moon für den Klonfilm ist, ist Ex Machina nun definitiv für den Roboterfilm: Ein meisterhaftes Vorzeigeexemplar, dass sein Thema nicht zum Attraktionskino verkommen lässt, sondern sich seiner Materie mit Sinn und Verstand, mit Intelligenz aber auch Witz und Charme annähert. Wie bei Moon ist auch hier der "Nicht-Mensch" am Ende der vielleicht menschlichste Charakter, die Figur, die um jeden Preis leben und überleben will. 

★★★★★


Originaltitel: Ex Machina

Regie: Alex Garland
Drehbuch: Alex Garland
Kamera: Rob Hardy
Schnitt: Mark Day
Musik: Geoff BarrowBen Salisbury

Darsteller:
Domhnall Gleeson ...Caleb
Oscar Isaac ... Nathan
Alicia Vikander ... Ava
Corey Johnson ... Jay
Sonoya Mizuno ... Kyoko

UK 2015, 108 Min.
Universal Pictures
Kinostart: 23. April 2015
FSK 12

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