Filmkritik: 5 Zimmer Küche Sarg


Der lustigste Film des Jahres. Ja, so sollte man jede Kritik über 5 Zimmer Küche Sarg, den Film des Oscar-nominierten Taika Waititi (Eagle vs. Shark, Boy) und der einen Hälfte von Flight of the Conchords, Jemaine Clement, beginnen. Denn nichts anderes ist der Film der beiden Neuseeländer. Doch immer eins nach dem anderen: Nach dem fiktiven Logo des Neuseeländischen Verbands für Dokumentarfilme beginnt eine 90-minütige Mockumentary über eine Vampir-WG, die in einer schäbigen Villa mitten in Wellington, der Hauptstadt des Landes, wohnt. Vlad (der Stecher), Viago (der Dandy), Deacon (der Rebell) und Petyr (der Dienstälteste) leben hier seit vielen (sehr vielen!) Jahren zusammen - und haben offensichtlich dieselben Probleme wie jede WG der Welt: keiner macht den Abwasch, die Partys ufern meist in - nun ja - Blutgelage aus und auf einmal gibt es ein fünftes (Vampir)Rad am Wagen: Nick. Und der bringt auch noch einen Menschen (saftig und lebendig) mit zu ihnen nach Hause.

Hat man einmal die unfassbar lustige Exposition hinter sich (die es hier in voller Länge zu sehen gibt), bleibt der Film konstant auf diesem Niveau. Keine Durchhänger, keine lahmen Gags, 90 Minuten lang mit das Kreativste, was man in den letzten Jahren auf der Leinwand zu sehen bekam. Das ist vor allem nun natürlich dem innovativen und saukomischen Drehbuch der Regisseure/Hauptdarsteller Waititi und Clement zu verdanken, die hier Detail für Detail aneinanderfügen und damit die höchste Gag-Dichte in einem Film erschaffen, die man seit Langem zu sehen bekam: Ob einfache Dialoge (wie die Unterhaltung Viagos mit seinem deutschen, mittlerweile 90-jährigen Diener via Skype), visuelle Gags (wie das Auslegen von Zeitungen in Vorbereitung eines menschlichen Festmahls, damit nicht alles mit Blut versaut wird) oder einfach nur Klischees und Hommagen an all die vielen Vampirfilm-Klassiker (inklusive ähm... Twilight). Hier passt einfach alles zusammen, es gibt immer etwas zu entdecken und zu lachen.

Natürlich sind die Darsteller ebenfalls immens wichtig für den Film. Jemaine Clement spielt den sadistischen Vladislav mit tiefer Bassstimme und diabolischem Grinsen, Taika Waititi ist als Dandy Viago mit seltsamem Akzent zum Brüllen und Jonathan Brugh wirbelt als strickender Deacon ebenfalls eine saukomische Darstellung aus dem Ärmel. Man möchte nur zu gerne wissen, wie viel das Team vor Ort am Set gelacht haben muss, vieles ist mit Sicherheit auch improvisiert - und macht den dokumentarischen Stil des Films umso wirksamer.


Ganz in der Tradition von Klassikern wie Das Leben des Brian oder Spaceballs ist 5 Zimmer Küche Sarg ein Comedyfest der Superlative, eine Parodie auf den Vampirfilm, wie auch den Found Footage-, bzw. Dokumentarfilm. Anderthalb Stunden lang gibt es hier ein Gagfeuerwerk auf höchstem Niveau, keine platten Witzchen, sondern gut durchdachte Lachsalven, mal als Oneliner, mal als Visualisierung. "Don't believe the hype", sagt einer der Vampire während des Films, als er darüber spricht, dass ja jeder so gerne ein Vampir wäre. Kurz zuvor hat er Blut gekotzt, nachdem er eine Pommes - sein damaliges Lieblingsessen als Mensch - gegessen hat. Schräg, schrill, skurril. So kann man den lustigsten Film vielleicht am besten beschreiben. Genauso wie seine Macher.
★★★★★


Originaltitel: What we do in the Shadows

Regie: Jemaine Clement & Taika Waititi
Drehbuch: Jemaine Clement & Taika Waititi
Kamera: Richard Bluck & D.J. Stipsen
Musik: Plan 9

Darsteller:
Jemaine Clement ... Vladislav
Taika Waititi ... Viago
Jonathan Brugh ... Deacon
Cori Gonzalez-Macuer ... Nick
Stuart Rutherford ... Stu
Ben Fransham ... Petyr
Jackie van Beek ... Jackie

NZ 2014, 86 Min.
Weltkino Filmverleih
Kinostart: 30. Oktober 2014
FSK 12

Trailer:

Kommentare